Tierwohl als Klassenfrage!

Ja, der neue Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hat Recht, wenn er die ethischen Umstände in der Massentierhaltung anprangert. Viel zu lange haben Unionspolitiker in diesem Amt Lobbypolitik zu Gunsten der Industrie und Großbetriebe betrieben und damit viele kleine Landwirte in den Ruin getrieben.

Wenn Özdemir jedoch fordert, dass die Lebensmittelpreise kräftig steigen müssen, muss die Regierung jedoch gleichzeitig ein Programm vorlegen, wie diese Preissteigerungen für den Anteil der Bevölkerung aufgefangen werden können, die in oder am Rande der Armut leben, dies beträfe immerhin mittlerweile mehr als 16 Prozent aller hier lebenden Menschen!

Steigende Inflation, immer höhere Preise für Strom, Heizen, usw. treffen gerade diese Menschen besonders hart und die „Erhöhung“ des Hartz-IV-Satzes um 0,76 Prozent oder 3 Euro im Monat war dagegen ein Zeichen dafür, dass der wirtschaftlich abgehängte Teil der Bevölkerung von dieser Regierung ebenso wenig zu erwarten hat, wie von der abgewählten.

Wenn jetzt also Fleisch- und Wurstwaren oder frisches Obst und Gemüse zu Statussymbolen für die Wohlhabenden werden sollten, da der Rest der Bevölkerung sich diese nicht mehr leisten kann, belegt dies einmal mehr, wie abgehoben weite Teile der Grünen inzwischen sind und wie wenig sie von den Problemen der Menschen abseits der urbanen Wohlstandsgesellschaft verstehen.

Auch der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Ulrich Schneider forderte, dass entsprechende Preissteigerungen, durch eine entsprechend deutliche Anpassung der Regelsätze, aufgefangen werden müssen. Die ökologische Wende, Klima- und Tierschutz funktionieren nur ökologisch und sozial, beides sei untrennbar miteinander verbunden.

Der Landwirtschaftsminister beklagt im selben Interview in dem er höhere Preise verlangt gleichzeitig, dass viele Menschen durch ungesunde Ernährung übergewichtig seien. Dabei liegt auf der Hand, dass höhere Preise für gesunde und höherwertige Lebensmittel diese Entwicklung jetzt schon herbeiführen.