Kessler in Wetzlar: „Arme sterben in Deutschland 10 Jahre früher“

Arme sterben in Deutschland 10 Jahre früher“

lautete das Eingangsstatement des LINKE-Bundestagsabgeordneten Achim Kessler, der am Freitag in Wetzlar beim LINKE-Kreisverband zu Gast war.

Kessler prangerte die große Ungerechtigkeit im Gesundheitssektor, die schon im Wartezimmer beginne, an. So sei die Vergütung für die Behandlung von Privatpatienten ein Vielfaches höher als bei gesetzlich Versicherten. Als Folge lassen sich Ärzt*Innen besonders dort nieder, wo viele Privatpatienten wohnen – also im städtischen Bereich. Auf dem Land dagegen fehlten heute deshalb schon flächendeckend Tausende Ärzt*Innen – Aufnahmestopps bei den wenigen Verbliebenen sind inzwischen keine Seltenheit.

Deshalb habe er diese Woche im Bundestag einen Antrag eingebracht, der eine Auflösung der privaten Krankenversicherung forderte. Die Privatversicherten sollten demnach in die gesetzliche Krankenversicherung überführt werden, sodass das Ergebnis eine „solidarische gesetzliche Kranken-und Pflegeversicherung“ sei, in die alle einzahlten und es keine Ungerechtigkeiten mehr gäbe.

Kessler kritisierte, dass die SPD sich von ihrer im Wahlkampf so lautstark vertretenen Forderung nach einer Bürgerversicherung in der politischen Praxis de facto verabschiedet habe. #AfD und FDP seien klassische Klientelparteien, die die Interessen der Versicherungskonzerne und des Kapitals verträten und nichts von einer Bürgerversicherung hielten.

Ein weiterer wichtiger Punkt im Gesundheitsbereich sei die inzwischen unmenschliche Arbeitsverdichtung. So gäbe es heute ca. 10 % weniger Stellen als noch 1993. Und das obwohl es heute viel mehr pflegebedürftige Menschen gäbe. Folglich fehlte den Beschäftigten oft die Zeit, sich individuell um die Patient*Innen zu kümmern oder gar die Hygieneregeln einzuhalten. Die Beschäftigten würden es oft nicht länger als 10 Jahre in diesem Job aushalten.

Wir brauchen ein grundlegendes Umdenken in der Gesundheitspolitik. Die Privatisierung müsse aufhören bzw. rückgängig gemacht werden. Dass Krankenhäuser heute Profit abwerfen müssten, sei ein Unding – und zöge nach sich, dass unprofitable Stationen wie Kreißsäle immer rarer würden.

Es läge noch ein weiter Weg vor uns bis wir Gerechtigkeit und flächendeckende Versorgung herstellen könnten. Die Einsicht und Bereitschaft bei den Regierenden fehle derzeit leider komplett, so Kessler abschließend.

Hier der Link zu Kesslers vorgestelltem Antrag: https://www.youtube.com/watch?v=kR66VPdBBd0