Nächste Woche ist es wieder so weit: die Sommerferien enden und ein neues Schuljahr beginnt. Doch wie ist die Lage in Zeiten von Corona? Wenn man sich die Bedingungen in hessischen Schulen ansieht, muss man sagen „nicht gut, leider“.
Nachdem es wochenlang hieß, dass die Schulen und Gesundheitsämter vor Ort in der Verantwortung stünden, meldet sich der Kultusminister Lorz (CDU) drei Tage vor Beginn des neuen Schuljahres um ein „Konzept“ vorzulegen – und das hat es in sich…!
Um einen Regelunterricht zu gewährleisten wird auf den empfohlenen Mindestabstand von 1,5 Meter verzichtet. Das Tragen von Alltagsmasken soll auf den Gängen und dem Pausenhof verpflichtend für Schüler*innen und Lehrkräfte sein – jedoch nicht im Unterricht. Interessant wird auch zu sehen, wie Hygienekonzepte oder Desinfektion umgesetzt werden, nachdem es so mancher Schule selbst an durchgängig funktionierenden Sanitärräumen mangelt.
Interessanterweise kam am selbigen Tag eine Meldung der University of Florida, dass dort der Nachweis erbracht wurde, dass der Virus im Radius von bis zu 5 Metern in den Aerosolen der Atemluft nachweisbar und infektiös sei (Quelle: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/coronavirus-forscher-finden-erstmals-infektioese-viren-in-der-luft-a-dc414f6b-870a-4137-875d-cd125f0806b3)
Und das Kultusministerium verkündet: kein Abstand, keine Masken während des Unterrichts um den Regelunterricht zu gewährleisten. In den ersten Bundesländern musste bereits nach wenigen Tagen wegen Corona-Erkrankungen von Lehrer*innen oder Schüler*innen der Unterricht wieder eingestellt werden (z. B.: in Mecklenburg-Vorpommern an zwei Schulen nach 4 Tagen Unterricht, NRW 2 Schulschließungen und 10 Teilschließungen). So stellt sich sicherlich für viele Eltern die Frage, ob das Kind auch wieder gesund nach Hause kommen wird, wenn es morgens das Haus verlässt.
So mancher wird sich ebenfalls Fragen, was aus den vollmundigen Versprechungen der Partei unserer Bundesbildungsministerin Karliczek wurde. Ich darf aus dem Parteitagsbeschluss der CDU aus 2019 zitieren:
„Digitale Bildung: Jedes Kind, jeder Jugendliche soll die Chancen der Digitalisierung für sich nutzen können.“
Hätte man von den hunderten von Milliarden Euros, welche Bundesregierung und Europäische Kommission für die Wirtschaft in der Krise schneller bereitgestellt hatte als ein Aktionär Dividende sagen konnte, nicht vielleicht doch ein wenig dazu nutzen können um die Digitalisierung der Schulen sicherzustellen? Eventuell hätte man sogar einen funktionierenden Online-Unterricht aufbauen können? Aber die Schüler sind weder eine relevante Wählergruppe noch verfügen Sie über gut funktionierende Lobbyorganisationen, geschweige denn, dass sie als Spender oder Sponsoren auf Parteitagen auftauchen…
Bleibt gesund und passt auf Euch auf liebe Schüler*innen da draußen, und einen guten Schulstart,
wünscht Euch der Einwerfer.