Wohlstand in Hessen? Ein Armutsbericht!

Gerne schmückt sich die Landesregierung mit der Metropolregion Rhein-Main, dem Wirtschaftsstandort samt Flughafen und der Bankenmetropole samt EZB. Doch wie sehen die Zahlen dahinter aus? Lassen Sie uns einen Blick in den Abgrund werfen:

In einem aktuellen Bericht über die steigende Armut in Hessen schreibt der Spiegel, dass die Quote der von Armut bedrohten Menschen in Deutschland von 15,5 auf 15,9 % gestiegen sei. Was sich hier als eine marginale Steigerung liest, betrifft, bei einer Bevölkerungszahl von rund 81,5 Millionen das Schicksal von 326.000 Menschen in Deutschland. (https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/armutsrisiko-in-deutschland-steigt-leicht-a-babea677-1951-40e6-ace6-a8b40c20ac4d?sara_ecid=soci_upd_wbMbjhOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ)

Blicken wir nun auf Hessen, muss festgestellt werden, dass wir hier mit einer landesweiten Quote von 16,1 % knapp über dem Bundesdurchschnitt liegen. Doch dies ist im Blick auf die Landesteile unterschiedlich zu bewerten.

Nach einem Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Hessen ist unsere Region Mittelhessen extrem stark von dieser Entwicklung betroffen. Hier zwischen Limburg und dem Vogelsberg, von Marburg bis Wetzlar, trifft die Armut inzwischen 19,5 % der Bevölkerung. Mittelhessen gehört damit zu den 12 ärmsten Regionen in ganz Deutschland!

(https://www.paritaet-hessen.org/aktuelle-themen-slider/armutsbericht-2019.html)

Noch etwas heftiger dürfte der Vergleich im Lahn-Dill-Kreis ausfallen, da hier unter den 41 Einkommensmillionären (Jahreseinkommen!) der reichste „Clan“ Hessens zu finden ist. Die drei aus Dietzhölztal wurden alleine im Jahr nahmen ein einem Jahr mehr ein, als alle 38 anderen Millionäre zusammen. Der Inhaber von Rittal, Friedhelm Loh, wird als mehrfacher Milliardär auch in der Forbes Liste der reichsten Menschen der Welt aufgezählt. Natürlich zieht dieser ungleich verteilte Reichtum die Statistik des LDK erheblich nach oben, was im Umkehrschluss auch heißt, dass die Zahl der ärmeren Bevölkerung erheblich ausgeglichen wird – nur statistisch, nicht real!

https://www.mittelhessen.de/lokales/wetzlar/wetzlar/wo-die-reichen-wohnen_19627234

Wen wundert es dann noch, dass viele junge Menschen entweder ins Rhein-Main-Gebiet abwandern oder gleich in ein anders Bundesland ziehen, wo sie sich bessere Voraussetzungen erhoffen. Somit wäre auch der Bevölkerungsschwund der ländlichen Gebiete besser zu verstehen.

Und natürlich trifft es die Kinder wieder besonders. Die Hessenschau berichtete am 22.07. dass laut einer Bertelsmann-Studie in Hessen 142668 arme Kinder leben! Arme Kinder – nicht von Armut bedrohte Kinder. Und das Haus Bertelsmann steht wahrlich nicht für „linke Meinungsmache“. (https://www.hessenschau.de/gesellschaft/in-hessen-leben-142668-arme-kinder,kinderarmut-studie-bertelsmann-102.html)

Dass Kinder aus armen Familien bereits einen schlechteren Start ins Schulleben haben, steht außer Zweifel. Danach folgen schlechtere Bildungschancen, eine weniger gute Ausbildung und fast immer niedrig bezahlte Tätigkeiten im Berufsleben – die Armut wird über Generationen vererbt. Dies scheint von bestimmten Kreisen der Politik, wenn nicht gewollt, doch zumindest geduldet zu werden. Wie lässt es sich sonst erklären, dass der Anteil des sozialen Wohnungsbaus seit Jahrzehnten rückläufig ist? Wie lässt es sich sonst erklären, dass Schulen in Brennpunkten so oft schlechter ausgestattet sind? Die Reihe ließe sich endlos fortsetzen.

Wie in der Überschrift bereits erwähnt ist dies nicht nur ein Armutsbericht – es ist ein Armutszeugnis für dieses Land!