2021: Klima und Humanität nicht vergessen!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

vorab ein gutes, gesundes und friedliches neues Jahr Ihnen allen. Hoffentlich hatten Sie einen angenehmen Start ins Jahr 2021.

Weniger angenehm und gemütlich war es vermutlich für die über 80 Millionen Flüchtende, die aktuell rund um unseren Planeten unterwegs sind, in der Hoffnung, irgendwo ein sicheres, friedliches und menschenwürdiges Leben führen zu können. Unerträglich zum Beispiel an den Außengrenzen der reichen Europäischen Union, wo über Weihnachten in Bosnien 900 Menschen, Frauen, Kinder und Männer, auf freiem Feld, ohne sanitäre Einrichtungen, ohne Zelte und im Freien allein gelassen wurden, weil sich die lokal Verantwortlichen sich nicht im Stande fühlten, leerstehende Gebäude den Menschen zu öffnen, weil sich mehrere Dutzend rassistisch motivierte Demonstranten vor dem Rathaus versammelten. Auch die flüchtenden Menschen, die in kaum seetüchtigen Schlauchbooten von den Frontex-Booten nicht gerettet, sondern auf offene See zurückgetrieben wurden, wo man sie ihrem Schicksal überließ, hatten sicherlich keinen guten Jahresanfang, falls sie diesen überhaupt erlebt haben. So wie die mehreren tausend Menschen, die im letzten Jahr im Mittelmeer ertranken, oder die fast 3000 Menschen, die inzwischen auf dem Weg von Afrika über den Atlantik unterwegs waren um die Azoren zu erreichen ertranken. Im Mittelmeer ließ, leider erneut, die europäische Wertegemeinschaft ihre Humanitären Werte ganz elend absaufen.

Auf dem Gebiet des Klimaschutzes bietet sich ein ähnliches Bild. Da feiert sich die EU für neue „ambitioniertere“ Klimaziele bis 2030 und reißt durch die Bank weg so gut wie alle guten Vorsätze, die bis 2020 hätten erreicht werden sollen. Das letzte Jahr war weltweit das zweitheißeste jemals gemessene, in Deutschland herrscht seit drei Jahren in weiten Landesteilen Dürre, im Sommer mussten wieder ganze Gemeinden mit Trinkwasser versorgt werden, weil das Grundwasser versiegt. Währenddessen lässt der grüne Umweltminister eine Autobahn durch Mittelhessens größtes Trinkwasserschutzgebiet planieren.

Des Weiteren laufen seit vergangenem Jahr drei weitere EU-Verfahren gegen die Bundesrepublik, da sie geltende Umweltschutzrichtlinien nicht, nicht vollständig oder verspätet einführt. Betroffen sind der Ausstoß von Stickoxiden, Richtlinien für Feinstaub und Nitrate im Grundwasser, und vieles mehr. Unserer hochgeschätzte Klimakanzlerin liegt das Wohl der Konzerne ganz offensichtlich doch mehr am Herzen, als die Zukunft unserer Kinder und Enkel, aber die Zahlen ja auch keine Dividenden aus.

Interessanter Weise hat Veronika Grimm, Mitglied im Rat der Wirtschaftsweisen, kurz vor Jahreswechsel die Industrie in Deutschland dazu aufgefordert, endlich mit dem Bremsen beim Umweltschutz aufzuhören. Ihr ging es dabei wohl eher darum, dass hier der Anschluss bei den klimafreundlichen Technologien nicht verpasst werde, aber dass ausgerechnet von dieser Seite die wahren Schuldigen der Klimamisere benannt werden würde, war dann zum Schluss dieses wenig amüsanten Jahres doch ein kleines Bonmont.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein gutes neues Jahr. Denken Sie bei den kommenden Wahlen bitte daran: es warten große Aufgaben, die nur solidarisch gemeistert werden können.

Quellen:

https://www.fr.de/politik/lipa-bosnien-herzegowina-migranten-fluechtlinge-abgebrannt-skandal-90155730.html

https://www.fr.de/meinung/kolumnen/fluechtende-grenze-europa-die-schande-der-eu-90155833.html

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/umweltschutz-14-eu-verfahren-gegen-deutschland-im-umweltbereich-a-d8001cc2-62b8-47b6-94ee-9be9da731502

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/klimaschutz-verschleppt-wirtschaftsweise-veronika-grimm-kritisiert-industrie-a-7bec73e3-8f60-4c61-9022-53d778e8e2a6