Der Bericht zur Kreistagsdebatte über „Pressefreiheit“ nährt bei mir den Verdacht, dass das Debatten-Niveau das aufgeregte und selbstverliebte Gespreize der meisten Talkshows noch unterbietet.
Überall wird gequakt, gequatscht und getalkt – verantwortungsbewusste (und daher: radikale!) Weichenstellungen in Richtung „sozial-ökologischer Umbau der Gesellschaft“ bleiben aus. Und die Eisberge kommen näher.
Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz hat der Menschheit vor 80 Jahren eine Tendenz zur „Verhausschweinung“ attestiert. Gelebte Demokratie ist keine voyeuristische, vom bequemen Sofa aus mit „Like-Buttons“ goutierte Peepshow. Ich habe noch persönlich politisch handelnde Menschen der Aufbau-Generation „1945 plus“ kennengelernt. Die fuhren in Zügen mit zerborstenen Scheiben in die Mainmetropole, nicht wissend, ob sie auch rechtzeitig zum Landeskongress ihrer Partei eintreffen werden.
Spätestens mit der Finanzkrise 2008 wurde überdeutlich, dass parlamentarische Entscheidungen sich primär daran ausrichten, ob sie wohl auch dem „scheuen Reh“ Kapitalinteresse frommen. „Freie Fahrt für freie Bürger!“ lautete vor längerer Zeit ein verkehrspolitischer Slogan der FDP. Und wenn die „Bürger“ sagen, meinen sie Investment-Banker, Spekulanten, Steuersparmodellbauer, private Rentenversicherer, private Kliniksbetreiber, Privatschulen und Privatuniversitäten. Der radikale Umbau der Gesellschaft ist in vollem Gange.
Nur die Richtung stimmt nicht.