Seit dieser Woche meldet das Robert-Koch-Institut fast täglich neue Rekordwerte an Neuinfektionen mit Covid19 (Coronavirus). In der ARD-Tagesschau erklärte der Immunologe Michael Meyer-Hermann: „Ich glaube, dass man da deutlicher vorgehen müsste, damit man da eine Chance hat, das wirklich einzudämmen, was jetzt gerade passiert.“ Es sei nicht fünf vor zwölf, warnt Meyer-Hermann eindringlich, sondern bereits zwölf. (https://www.fr.de/panorama/corona-deutschland-coronavirus-neuinfektionen-rki-immunologe-angela-merkel-zr-90071887.html)
Kanzleramtschef Helge Braun, CDU Abgeordneter aus Gießen, wird mit den Worten zitiert: „Und steigende Zahlen heißt: Wir tun im Augenblick nicht genug, um die Infektion unter Kontrolle zu halten.“ (https://www.tagesschau.de/inland/coronavirus-rki-zahlen-105.html)
Sollen die Menschen in diesem Land nun darauf hoffen, dass die Regierenden irgendwann „doch genug tun“? Die Runden im Kanzleramt haben zumindest gezeigt, dass eine wirklich einheitliche Lösung der Bundesländer nicht in Sicht ist und Beschlüsse wie das Beherbergungsverbot entweder von den Landesregierungen nicht umgesetzt wurden und da, wo diese in Kraft traten, sie von den Gerichten schnell wieder einkassiert wurden. Interessanter Weise wurde genau darüber groß und breit in den Medien berichtet und diskutiert um hektische Aktivität zu zeigen. Aber betrachten wir uns eine Statistik des RKI, die sich mit den Ansteckungswegen beschäftigt.
Hier wird belegt, dass sich aktuell mehr als die Hälfte der Infektionen (57%) im privaten Umfeld ereignen, was verständlich scheint, wenn man bedenkt, dass es wohl niemandem in den Sinn käme, zu Hause oder bei einem Besuch der Eltern, Großeltern eine Maske zu tragen. Die sogenannten „Superspreader Events“ werden aktuell in den Fokus gerückt, zu Recht, da sich hier oft duzende Menschen gleichzeitig anstecken. Dennoch sind die Eingriffe ins Privatleben ein zweischneidiges Schwert: sie können weder kontrolliert noch wirksam verordnet werden, verursachen jedoch oftmals offene Ablehnung. Auch können sich hier zum Beispiel viele Infektionen in den öffentlichen Verkehrsmitteln in den Zahlen verstecken, da es kaum möglich ist, im öffentlichen Nah- und Fernverkehr alle Kontakte und Infektionswege nachzuvollziehen, beispielsweise in einem vollen Schulbus oder im Großraumabteil der Deutschen Bahn. (https://www.merkur.de/welt/coronavirus-ansteckung-rki-studie-deutschland-infektion-covid-19-orte-zr-90028585.html)
Wesentlich kritischer sehe ich persönlich den Aspekt, dass gleich auf Platz 2 die Alten-und Pflegeheime mit 10 % folgen. Rechnet man hier noch die 6 % der Erkrankungen hinzu, welche in Krankenhäusern hinzukommen, plus weitere 4 % in anderen medizinischen Einrichtungen, wird deutlich, wie schwerwiegend die Eingriffe durch den Privatisierungswahnsinn im medizinischen Bereich waren. In Häusern, in denen an allem gespart wird, damit die Investoren ihren Reibach machen können, spielt Prävention, die Gesundheit der Patienten / Bewohner oder Prävention nur eine untergeordnete, ja lästige Rolle. Und ja, erinnern wir uns an das Zitat des Kanzleramtschefs: Hier wurde nicht genug getan – nicht nur im Augenblick, Herr Braun.
Wenn uns die Pandemie eines lehrt, dann wie dringend es notwendig ist, die Gesundheitsversorgung (bzw. die komplette Versorgung des öffentlichen Lebens) wieder in die öffentliche Hand zu legen, damit diese ausschließlich der Allgemeinheit dienen statt der Gewinnmaximierung!