Nach dem Auftreten der Corona-Fälle im Kreis ist das Klinikum in Wetzlar immer noch Hotspot. Nachdem dort mittlerweile über 60 Infektionsfälle bekannt wurden, hatte das Krankenhaus einen Aufnahmestopp für neue Patienten verfügt. Wie Landrat Wolfgang Schuster bestätigen musste, sind nicht nur in der örtlichen Klinik, sondern auch „flächendeckend im ganzen Kreis“ inzwischen mit den Virus-Mutationen Erkrankte gemeldet.
Nach Ankündigung von Ministerpräsident Volker Bouffier sollen die Schulen ab dem 22. Februar wieder bis zur sechsten Klasse geöffnet werden und die Kinder im Wechselunterricht beschult werden. Interessanterweise berichtet Der Spiegel am Freitag darüber, dass die britische Virusmutation sich nach neuesten Auswertungen z. B. in Israel rasant schnell unter jungen Menschen ausbreitet. Gestern wurde bekannt, dass unter den Erkrankten in Düsseldorf bereits jeder fünfte an dieser Variante erkrankt ist. An anderer Stelle schreibt das Wochenmagazin über neueste Ergebnisse von Seuchenforschern, dass die brasilianische Variante des Erregers sehr wahrscheinlich dreimal so ansteckend sei, als die ursprüngliche Version des Virus. Auch die brasilianische Mutante greift vermehrt jüngere Personen an und wurde ebenfalls in Hessen bereits nachgewiesen. Eine Lockerung wie von vielen gefordert und am Mittwoch in der Runde von Kanzlerin und Ministerpräsidenten beschlossen, ist unter diesen Voraussetzungen grob fahrlässig und öffnet einer dritten Welle, die aus mutierten Virusstämmen resultieren wird, Tür und Tor.
In diesem Zusammenhang wird deutlich, wie es zum aktuellen Impfskandal kommen konnte:
Während des Probebetriebs des neuen Impfzentrums erhielten Mitarbeiter*innen der Kreisverwaltung Impfungen mit Dosen, welche eigentlich für ältere Mitbürger*innen reserviert sein sollten. An vielen anderen Orten wurden die Abläufe in den Zentren simuliert, hier vor Ort schaffte man den raren Stoff heran und nutzte die Gelegenheit um entsprechende Menschen der Verwaltung zu schützen. Nicht etwa die Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger*innen im Klinikum, die täglich mit Corona-Patienten zu tun haben erhielten den notwendigen Schutz, auch kam keiner auf die Idee, eventuell einmal ein Seniorenheim zu kontaktieren, um den Testlauf mit denjenigen zu üben, die auch tatsächlich mit der Impfung an der Reihe gewesen wären.
Zu Beginn der Woche wurde ein ähnlicher Fall in Fulda publik, dort ließ sich die örtliche Direktorin des Roten Kreuzes nebst den engsten Mitarbeitern vorab impfen, weitere Fälle derartiger Rücksichtslosigkeiten und / oder Vorteilsnahmen gab es quer durch die Republik. Statt an die Hochrisikogruppen oder die vielen Menschen, die in den Krankenhäusern täglich ihre Gesundheit riskieren um anderen zu helfen, zu denken, nutzen viele Ihre privilegierte Stellung aus. Dies muss Konsequenzen haben. Es bleibt nur die Frage, ob Herr Schuster bereit ist diese zu ziehen!