Radikale Journalisten?
Ob es ein wohlkalkuliertes Schweigen des Kanzlerkandidaten Laschet ist, um es sich nicht mit den potentiellen Wählerstimmen vom rechten Rand zu verscherzen, oder fühlt sich der selbsternannte Ur-Ur-Ur-Enkel Karls des Großen nicht sicher genug als Parteivorsitzender, um den neuen Querschüssen Maaßens Einhalt zu gebieten? Dieser hatte sich die absurde Aussage geleistet, dass Redakteure der Tagesschau „jahrelange Bezüge zur Antifa gehabt haben, und möglicherweise noch haben“. Als Konsequenz daraus forderte er einen „Gesinnungs-TÜV“ für Journalisten: man müsse deren Biographien auf den Prüfstand stellen. Starker Tobak, zumal die Pressefreiheit eines der höchsten Güter in einem demokratischen Staat darstellt.
Als deutsche Staatsbürger*in sollte man jedoch genügend Geschichtskenntnisse besitzen, um festzustellen, dass Antifaschismus kein Verbrechen darstellt – Faschismus dagegen sehr wohl! Von dieser Erkenntnis aus betrachtet und mit dem Wissen über die berufliche Vergangenheit des Herrn Maaßen als ehemaliger Bundesverfassungsschutzpräsident nimmt es dann kein Wunder, dass sich zahlreiche Bürger*innen in diesem Land die Frage stellen, ob dieses Amt bis heute auf dem rechten Auge mindestens stark sehbehindert ist.
Das Schweigen von Laschet hingegen ist mindestens bedenklich, sagt doch der Volksmund: „wer schweigt stimmt zu“. Einer weiteren Zustimmung kann sich Herr Maaßen wohl auch ziemlich sicher sein: H.J. Irmer, der Maaßen letztes Jahr noch als „Ehrengast“ der CDU Wetzlar begrüßte und der in seiner rechtslastigen Postille keine Gelegenheit ungenutzt lässt, in das gleiche Horn zu blasen wie sein Gesinnungsgenosse.
Eben dieser Irmer fiel unlängst auch wieder auf, als es um die Nebeneinkünfte der Bundestagsabgeordneten ging. Von den hessischen Parlamentariern in Berlin stach H.J. Irmer dadurch auf, dass er den üppigsten Batzen abkassiert: wie die Hessenschau berichtete, brachte ihm seine „Nebentätigkeit“ als „Herausgeber“ seiner Postille in der laufenden Parlamentsperiode mindestens 439.500 Euro ein, fast die Hälfte der „Nebeneinkünfte“ aller hessischen Abgeordneten. Journalismus kann manchmal lästig sein – womit wir wieder bei Maaßen wären.