Frieren für den Frieden? Zwiespältige Solidarität

In den letzten Tagen kursierten verstörende Slogans durch die sozialen Medien, auch in Zeitungsartikeln und auch bei manchen TV-Sendungen waren sie zu vernehmen: „Frieren für den Frieden“, „Energiesparen für die Unabhängigkeit von russischem Gas und Öl“, und so weiter an allen Orten.

Ein Negativbeispiel lieferte der Saarländische Ministerpräsident Hans. Zitat: „Das trifft jetzt nicht nur Geringverdiener, sondern das trifft wirklich die vielen fleißigen Leute, die tanken müssen, die ihre Diesel-Fahrzeuge tanken, die zur Arbeit fahren, die die Kinder zum Sport bringen.“

Das wirft die Frage auf, ob Geringverdiener z.B. Pflegekräfte, Mitarbeiter bei DHL oder anderen Paketdiensten, und viele Millionen mehr etwa nicht fleißig sind? Und falls sie es doch sind – und davon ist wohl jeder überzeugt, der jemals in einem Krankenhaus war, oder einen Blick in ein beladenes Postauto geworfen hat – was sagt das über die Meinung aus, die manche Spitzenpolitiker*innen von einfachen Bürger*innen haben?

Der ehemalige Bundespräsident #Gauck gab in einer TV-Talkshow zum Besten: „Wir können auch einmal frieren für die Freiheit. Und wir können auch einmal ein paar Jahre ertragen, dass wir weniger an Lebensglück und Lebensfreude haben.“

Ja, mit einer üppigen Pension im sechsstelligen Bereich muss man sich keine Gedanken machen, ob man das Thermostat mal um ein oder zwei Grad in der Wohnung runterschrauben kann. Aber wie sieht es bei den Rentner*innen aus, die mit Grundsicherung auskommen müssen? Da stellt sich die Frage, ob bei den steigenden Preisen demnächst überhaupt noch eine Heizung laufen kann, denn in Deutschland wird jährlich bei über 300.000 Haushalten der Strom ganz abgestellt.

Und während die Solidarität mit den weißen Flüchtenden aus der #Ukraine kaum Grenzen kennt, werden Studierende mit afrikanischer oder indischer Herkunft, die aus der Ukraine fliehen, nach mehreren Berichten der #BBC und CNN mit Schlagstöcken gehindert die Grenze nach Polen zu überschreiten. Gleichzeitig finden an anderen europäischen Außengrenzen illegale Pushbacks statt.

Diese #Solidarität, von einem hohen Ross herab und selektiv ausgeübt, hat einen bitteren Beigeschmack.

#standwithukraine🇺🇦