Klassismus – Das unbekannte Gesicht der Diskriminierung

Diskriminierung ist in Form von Rassismus und Sexismus allgemein bekannt und seit den Black Live Matters und Me Too Bewegungen mittlerweile kritisch hinterfragt. Eine jedoch mindestens ebenso weit verbreitete Form der Diskriminierung ist der Klassismus, der jedoch kaum bekannt und daher auch nur von den Betroffenen wahrgenommen wird.

Klassismus, die klassenbezogene Diskriminierung, die täglich Millionen Menschen auch und gerade in Deutschland betrifft, Menschen die arm sind. Hartz IV Bezieher, Arbeitslose, Obdachlose, an den sozialen Rand der Gesellschaft gedrängte, denen die Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben verwehrt bleibt.

Dies beginnt meist schon in den Schulen, wie der Klassismusforscher Andreas Kemper beschreibt: „Wir haben ein Bildungssystem in Deutschland, wo die Menschen sehr früh selektiert werden. Hauptschule, Realschule, Gymnasium. Dann gibt’s noch Förderschulen. Und danach wird ausgesiebt. Es gibt viele Studien, die sagen, dass das oftmals gar nichts mit Leistung zu tun hat. Ein ganz großer Teil hat mit der sozialen Herkunft zu tun.“

„Klassismus ist eine Diskriminierungsform, eine Unterdrückungsform ähnlich wie Rassismus, Sexismus, Ableism usw.“, erklärt Kemper. „So wie Rassismus sich auf ‚Rasse‘ bezieht, bezieht sich Klassismus auf Klasse. Das heißt, aufgrund einer Zuordnung zu einer bestimmten Klassenposition werden Menschen diskriminiert, unterdrückt – und nicht nur auf der Vorurteilsebene.“

Dabei dient der Klassismus dazu, die bestehenden Machtverhältnisse zu festigen und um die bestehende Ungleichheit zu bewahren. Autoren wie Sarrazin und ähnliche sprechen von „Sozialschmarozern“ und in Trash-TV Fernsehserien werden ärmere Bevölkerungsschichten verächtlich gemacht. Mit solchen Bildern wird die Klasse der Werktätigen diszipliniert und die Abgehängten bekommen vermittelt, dass sie ohnehin keine Rolle mehr in diesem System spielen. Dies ist auch der Grund, warum immer weniger sozial Benachteiligte überhaupt noch zum Wählen gehen. Aber auch dies ist durchaus gewollt, wenn man die bestehenden Verhältnisse aufrechterhalten möchte.