„Zunächst möchte ich mein Bedauern aussprechen, dass wir auf Kreisebene überhaupt über ein solches Problem sprechen müssen.
Das Ganze ist leider der desolaten Gesundheitspolitik der letzten 20 Jahre auf Bundesebene geschuldet. Denn wie in sämtlichen Berufen des Sozial-Bildungs- oder Gesundheitswesens zu sehen ist, sind diese Berufsgruppen in den letzten Jahren grundsätzlich vernachlässigt, ignoriert bzw. „kaputt gespart“ worden.
Nun finde ich es bemerkenswert, dass ein Antrag, der diesen Missstand wieder einmal deutlich macht, ausgerechnet von einer Partei (#CDU) kommt, die genau dieses große Problem mit zu verantworten hat.
Egal ob im #Krankenhaus, im Geburtshaus oder bei der Nachbetreuung zu Hause, überall gibt es zu wenig Hebammen.
Die Gründe hierfür liegen klar auf der Hand und sind ähnlich gelagert wie bei dem Mangel an #Pflegekräften. Schlechte Arbeitsbedingungen, fehlende Wertschätzung, Profite vor Menschlichkeit und zu wenig Zeit für Mütter und ihre Neugeborenen.
Tatsache ist, dass auch hier viele genau aus diesen bekannten Gründen ihren Beruf verlassen haben. Verschärfend kommt hinzu, dass bald die sog. #Babyboomer in Rente gehen .
Die #GroKo hat Ende 2018 zwar ein Gesetz beschlossen, wonach jede neue Pflegestelle in den Krankenhäusern von den Kassen bezahlt wird, hat aber leider dabei die Hebammen nicht mit einbezogen. Somit besteht weiterhin der volle Kostendruck des so unsäglichen Krankenhauswettbewerbes.
Statt immer an einer kleine Stellschraube im großen Getriebe des Gesundheitssystems zu drehen, benötigen wir dringend eine große Reform des gesamten Gesundheitswesens, weg vom“ das regelt der Markt“ hin zur Menschlichkeit und dem Erkennen, dass Gesundheitsversorgung zur zur Daseinsvorsorge gehört und nicht der Profitsteigerung dienen darf.
Da diese so überfällige Reform bisher noch in weiter Ferne zu sein scheint und leider auch nicht Sache der Kommunalpolitik ist, begrüßen wir natürlich jeden noch so kleinen Versuch einer Partei, die Maßgeblich diese schlechte Situation herbei geführt hat, ihre großen Fehler zumindest etwas zu korrigieren.“
Rede @christiane.ohnacker , Kreisstagssitzung am 23.05.2022